Die Autoimmun­erkrankung CIDP: Ursachen und Folgen

Professor Stangel erläutert die möglichen Ursachen einer CIDP und wie wichtig es ist, dass neben einer frühzeitigen Therapie die Patienten lernen, mit ihrer Erkrankung umzugehen.

Viele Patienten fragen sich: warum bin gerade ich von der CIDP betroffen? Bin ich etwa selbst Schuld?

An einer Erkrankung wie der CIDP hat kein Patient selbst Schuld. Warum jemand daran erkrankt, ist bis heute noch nicht genau bekannt. Es gibt auf jeden Fall keinen Zusammenhang mit der Lebensweise, etwa Rauchen oder Übergewicht, wie das bei anderen Erkrankungen der Fall ist.

Welche Faktoren begünstigen die Autoimmunerkrankung?

Auch hierzu gibt es noch keine eindeutigen Studienergebnisse. In der Mehrzahl der Fälle kann keine Ursache gefunden werden. Einige Patienten berichten jedoch von Infekten, die der CIDP vorangegangen sind. Bisher wurden aber noch keine Erreger nachgewiesen, die mit einer CIDP grundsätzlich im Zusammenhang stehen. Bei manchen Patienten tritt die CIDP im Rahmen einer anderen Erkrankung auf, wie beispielsweise bei rheumatologischen Erkrankungen, bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder auch bei Diabetes. Die akute Form der CIDP, das Guillain-Barré-Syndrom, wird hingegen eher mit Infekten in Verbindung gebracht. Es wird vermutet, dass meist mehrere Faktoren zusammenspielen und das Immunsystem überreagieren lassen. 

Ist die CIDP ansteckend oder vererbbar?

Patienten und Angehörige müssen sich keine Sorgen machen: Die CIDP ist weder ansteckend noch vererbbar, es müssen also keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.

Ist die CIDP heilbar?

In aller Regel sind Autoimmunerkrankungen nicht heilbar, das gilt auch für die CIDP. Es handelt sich hierbei also um eine chronische Erkrankung. Erfreulicherweise können die meisten Patienten gut behandelt werden. 20–30 % aller Patienten sind nach einiger Zeit sogar in Remission, das heißt, sie zeigen auch ohne Therapie keine Symptome. Grundsätzlich gilt: Trotz der Erkrankung muss die Lebensqualität nicht leiden. Meine Erfahrungen haben außerdem gezeigt, dass die meisten Patienten lernen, auch mit Einschränkungen gut umzugehen.

Was können Patienten selbst tun, um die Erkrankung in Schach zu halten?

Neben den mit dem Arzt besprochenen Therapiemaßnahmen gilt grundsätzlich für CIDP-Patienten das Gleiche wie für uns alle auch: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind für eine gesunde Lebensführung wichtig. Dabei sollten CIDP-Patienten möglichst kontinuierlich eine speziell auf sie zugeschnittene Krankengymnastik wahrnehmen. 

„Sanfte“ Sportarten wie Nordic Walking bauen Kraft und Koordinationsfähigkeit wieder auf."

So können Bewegungsfunktionen erhalten und eventuelle Behinderungen ausgeglichen werden. Auch „sanfte“ Sportarten wie Nordic Walking bauen Kraft und Koordinationsfähigkeit wieder auf. Viele Patienten wollen Infekte vermeiden, weil es im Anschluss mitunter zu einer Verschlechterung der CIDP-Symptome kommt. Das ist natürlich nicht immer möglich. Von immunstimulierenden Medikamenten würde ich in diesem Zusammenhang abraten, denn man kann nie vorhersagen, ob es damit vielleicht auch zu einer nicht gewünschten Verstärkung der Autoimmunreaktion kommt.

Gibt es neue Forschungs­ergebnisse zur Behandlung von Autoimmun­erkrankungen?

Es gibt verschiedene Forschungsansätze, um Autoimmunerkrankungen auf den Grund zu gehen. So wird zum Beispiel in der Ursachenforschung geschaut, ob es genetische oder im Immunsystem selbst liegende Faktoren gibt, die Menschen für Autoimmunerkrankungen anfälliger machen. Außerdem wird nach Indikatoren gesucht, mit denen man in Zukunft aufgrund eines einfachen Bluttests voraussagen kann, welcher Patient auf welche Therapieoption anspricht. Beides befindet sich noch in frühen Phasen der Forschung. Darüber hinaus wird kontinuierlich an der Verbesserung vorhandener Therapien gearbeitet. So gibt es mittlerweile neben der intravenösen Immunglobulin-Gabe als Alternative die subkutane Verabreichung von Immunglobulinen, die direkt unter die Haut erfolgt. Diese kann der Patient sogar selbst zu Hause oder auf Reisen durchführen.

Prof. Dr. med. Martin Stangel Klinik für Neurologie, Medizinische Hochschule Hannover

Prof. Dr. med. Min-Suk Yoon

Klinik für Neurologie und Stroke Unit,
Evangelisches Krankenhaus Hattingen

„Frühzeitige Diagnose und Therapie“

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Prof. Dr. med. Jens Schmidt

Klinik für Neurologie,
Neuromuskuläres Zentrum Universitätsmedizin Göttingen

„Therapie mit Immunglobulinen“

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